„Er übertraf die Erwartungen“

Er lebte für die hochwertige Journalistenausbildung in Österreich: Über 20 Jahre war Dr. Meinrad Rahofer für das Kuratorium für Journalistenausbildung tätig. In dieser Zeit hat er mehrere Journalistengenerationen geprägt und trug wesentlich zur Aufrechterhaltung journalistischer Qualitätsstandards bei. Dafür erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich sowie das Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg. Heute jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal. Anlässlich dieses traurigen Jubiläums erinnert sich sein langjähriger Wegbegleiter und Freund, Dr. Helmut K. Ramminger, KfJ-Geschäftsführer von 1986 bis 1997:

„Es war zu früh

Zum Tod von Dr. Meinrad Rahofer 2010

Ende Jänner 2010. Dr. Meinrad Rahofer leitet das Kolleg in Wien. Ich fahre nach Wien, um mit meiner Familie Geburtstag zu feiern – und mit Meinrad, denn unsere beiden Geburtstage liegen nur zwei Tage auseinander. Da wir beide im selben Hotel gebucht haben, erkundige ich mich bei meiner Ankunft nach ihm: „Wissen Sie es nicht? Er hatte gestern einen Schlaganfall“, sagt mir die Rezeptionistin. Zwei Wochen später, am 12 Februar, ist mein Freund und Nachfolger als Geschäftsführer des KfJ, Dr. Meinrad Rahofer, verstorben.

Unerwartet und viel zu früh ist er von uns gegangen, für seine Angehörigen, besonders seine innig geliebte Tochter Anna Maxi, die kurz vorher ihren neunten Geburtstag hatte, und von der er mir an langen gemeinsamen Seminar-Abenden voller Stolz und Freude vorgeschwärmt hatte. Aber auch für das Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ), dessen dynamischer Geschäftsführer er seit 1997 war. Meinrad konnte ich 1989 als Assistenten gewinnen. Er sprühte vor Ideen, war eine unverzichtbare Unterstützung bei der Entwicklung des Kollegs und der Betreuung der Seminare. Auch durch seinen Einsatz konnten wir die Zahl der Veranstaltungen stetig steigern – er schaute nie auf die Uhr, wenn es nötig war, eine oder zwei Stunden anzuhängen.

Für mich war er nach meinem Ausscheiden aus dem KfJ der ideale Nachfolger: voller Ideen, dynamisch und tatkräftig.

Er übertraf die Erwartungen. Er baute die Grundausbildung aus: digitales Radio, Fernseh-Grundausbildung und später Moderation, Sprechtraining, Fotokurse, Online-Journalismus; er führte einen Fern- und Ferienkurs ein, Kurse für Menschen mit Beeinträchtigung, Workshops für trimediales Arbeiten; er bot erstmals Inhouse-Seminare an und kämpfte als Gründungsmitglied des Vereins „Qualität im Journalismus“ für gediegenen Journalismus.

Die internationale Kooperation war ihm wichtig. Er baute die Zusammenarbeit mit der Fondation Journalists en Europe ebenso weiter aus wie mit der European Journalism Training Association, deren Vizepräsident er drei Jahre lang war. Er etablierte die Journalistenausbildung in Südtirol mit der Cusanus Akademie, intensivierte die Kontakte zum  Medienausbildungszentrum Luzern (MAZ), zur Bertelsmann-Stiftung in Deutschland und gründete gemeinsam mit dem International Center for Journalists in Washington ein Journalisten-Austauschprogramm, das US-Austrian Journalism Exchange Fellowship-Programm. Schließlich gelang ihm die Gründung des Master-Studienganges New Media Journalism gemeinsam mit der Universität Leipzig, der Akademie für Publizistik in Hamburg, dem MAZ Luzern und dem KfJ. Meinrad war überzeugt, dass die internationale Geltung des Kuratoriums für Journalistenausbildung auch der Qualität der Ausbildung in Österreich zugutekomme.

Weltoffen und ideenreich leitete er die umfassendste praktische Journalistenausbildung Österreichs mit internationalem Horizont ein.

Dr. Helmut K. Ramminger, KfJ-Geschäftsführer von 1986 bis 1997.“

 

Nicht alle aus dem aktuellen KfJ-Team haben Meinrad Rahofer persönlich gekannt. Die, die es taten, erinnern sich an einen fairen und engagierten Vorgesetzten, loyalen Kollegen und treuen Freund. Stets hat er ein offenes Ohr für seine Mitarbeiterinnen gehabt und durch Wertschätzung, Respekt und einem kollegialen Miteinander für ein motiviertes Arbeiten im KfJ gesorgt.

Jene im Team, die Meinrad Rahofer nicht persönlich gekannt haben, wissen von seinen Verdiensten und seiner aufopfernden Rolle als langjähriger Geschäftsführer, die nach wie vor das Kuratorium für Journalistenausbildung prägen. Wir als Team arbeiten jeden Tag daran, sein Andenken zu ehren – indem wir kontinuierlich an uns arbeiten, uns in manchen Bereichen stets neu erfinden und dennoch nicht auf unsere Grundpfeiler vergessen: eine qualitativ hochwertige, dynamische und offene Journalistenausbildung in – und für – ganz Österreich zu sein. Wir denken, das wäre ganz in seinem Sinne.